Speedbombs statt Lavabomben

Während der Fahrt haben wir in den Ortschaften immer wieder die Gelegenheit, uns mit überraschend auftauchenden “Speedbombs“ zu beschäftigen. Dank der viel gereisten und polyglotten Synchronstimme auf dem Beifahrersitz lernen wir dazu, dass die Brasilianer sie „Lambadas“ nennen und die Engländer „Sleeping policemen“, in deutscher Nüchternheit sind es schlicht Bodenwellen, die sich uns in den Weg stellen und als Temporegulierer fungieren, insbesondere im Bereich von Schulen, wo man nie schneller als 40 Stundenkilometer fahren darf und es auch im Interesse der Achsen des Fahrzeugs und der eigenen Wirbelsäule nicht tun sollte. Man ist ja gerne bereit, nicht nur für Tiere, sondern auch für Kinder zu bremsen (obwohl vor den meisten Schulen keine Kinder zu sehen sind), aber leider sind diese Biester oft erst auf den letzten Drücker zu erkennen und wenn man kein ortskundiges Auto vor sich hat, muss doch ab und zu ein heftiger Tritt auf die Bremse den unweigerlichen Katapulteffekt verhindern und gleichzeitig die gerade eingedösten Insassen zur aktiven Teilnahme am Geschehen mahnen. Die vom Navigationssystem vermeldeten „Speedbombs ahead“ sind dank der verzögerten Übersetzung und Ansage unseres menschlichen Navis manchmal „Speedbombs behind“.

Hatte Frank noch am Vortag geunkt, die Fahrt zum Poás würde zwischen fünf und sechs Stunden dauern, so haben wir ihn beim nächsten Versuch so weit, dass er uns zutraut, vor dem Abendessen nicht nur zum Poás, sondern gleich danach noch zum Irazú zu fahren. Wir schaffen die Fahrt in dreieinhalb Stunden, sind also um halb neun am Eingang zum Nationalpark. Es scheint unser Tag zu werden, denn das Wetter ist die ganze Fahrt über gut, die ersten Bergkämme auf der Anfahrt von Westen sind komplett wolkenfrei und die Sicht hervorragend, die Luft geradezu unverschämt klar und der Fotograf in mir wäre am liebsten auf der Stelle hinaus gestiefelt und hätte alle möglichen Motive abgelichtet.

Natürlich kommt es, wie es kommen muss und auf den letzten Kilometern beginnt es zu nieseln. Der Berg liegt unter einer dichten Glocke aus Nebel. Die junge Dame an der Kasse weist uns darauf hin, dass der Vulkan heute kein Spektakel zu bieten hätte, zu dicht sei der Nebel und wir könnten uns das Eintrittsgeld sparen. Wir überlegen eine ganze Weile, ob wir umdrehen sollen. Schließlich haben wir uns die 200 Kilometer nicht von 0 auf 2550 Meter hochgearbeitet, um dann aufzugeben. Aber die Vernunft siegt dann – vorläufig – doch. Wir ersparen uns die 43 Dollar Eintritt in den Nationalpark und fahren hinunter ins Tal. Nach etwa zwanzig Kilometern haben wir den Berg und den Regen hinter uns gelassen. Strahlender Sonnenschein und warme Temperaturen lassen kaum erahnen, dass wir nur ein kleines Stück hinter uns Trübnis und Nässe haben liegen lassen.


Dreizehn Stunden für eine Enttäuschung

Erinnerungen

an Costa Rica

Bilder und Reisebericht

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