Un-Ruhetag für vier

In einigen Köpfen ist das Projekt „Vulkan“ noch nicht in der Schublade der erledigten Vorgänge abgelegt und so geistert durch die Runde, man könne doch den freien Tag dazu nutzen, noch einen Versuch am Irazú zu wagen. Außerdem hat ein Tag am Strand für einen kräftigen Sonnenbrand gereicht. Frank organisiert per Telefon einen Leihwagen. Daniela, Marion, Gudrun und ich holen ihn in Quepos ab. Dank Danis Englischkenntnissen und ihrer präzisen Strategie haben wir die mürrische junge Dame vom Autoverleih überzeugt, uns einen Yaris mit GPS zu vermieten, obwohl Sonntagabend ist und sie anscheinend nur noch nach Hause will. Auf dem Rückweg halten wir am Supermarkt, um Frühstück und Mittagessen für den folgenden Tag zu besorgen, denn eins ist gewiss: Frühstück im Hotel wird es morgen nicht geben. Wir müssen zeitig los, denn die Fahrt ist weit und die Wetteraussichten umso besser, je früher wir unser Ziel erreichen. Gudruns Wahnsinnsidee, schon um vier Uhr loszufahren, vermischt sich mit Marions Kompromiss sechs Uhr und wir starten um fünf, also zwei Stunden vor dem Frühstückstermin. Na, wer hat behauptet, Urlaub sei zur Erholung da.

Der Plan ist aber potenziell lohnend, denn wir wollen doch lieber einen Vulkan sehen, statt faul am Strand herum zu liegen. Frank hat vorgeschlagen, den Poás zu besuchen, der mit anderthalb Kilometern den zweitgrößten Kraterdurchmesser von allen aktiven Vulkanen der Welt aufzuweisen hat. Außerdem ist er zwar Luftlinie weiter als der eigentlich angepeilte Irazú, aber nach Straßen näher und man muss nicht durch den Ballungsraum San José und Cartargo und der Gipfel ist 700 Meter tiefer, also vielleicht nicht so dick in den Wolken. Danis Reiseführer macht uns zwar wenig Hoffnung, denn er weist unmissverständlich darauf hin, dass der Krater fast das ganze Jahr über im Nebel liegt, aber die entsprechende Passage liest sie uns sicherheitshalber erst unterwegs vor. Außerdem, wer sagt denn, dass Expeditionsentscheidungen immer vernünftig sein müssen.

Wir starten in der Dunkelheit. Aber recht schnell kommt schon die Dämmerung und dank sehr lockerer Bewölkung sehen wir zum ersten Mal in diesem Urlaub einen Sonnenaufgang, wenn auch hinter uns und für den Fahrer nur rudimentär im Rückspiegel zu beobachten, weil die Strecke alle Aufmerksamkeit einfordert. Zum Glück bleiben den Achsen die gröbsten Schlaglöcher erspart. Auf jeden Fall steigt bei allen Beteiligten die Achtung vor unserem Busfahrer Manuel, der allerdings dank langjähriger Streckenerfahrung die meisten Schlaglöcher beim Vornamen kennt und weiß, wo sie lauern. Bei uns ist der Überraschungseffekt oft noch vorhanden.

Als es – wie immer in diesem Land recht schnell – hell wird, beginnt auch zügig das Leben auf den Straßen. Da der Westen ziemlich flach ist, sehen wir viele Leute auf Fahrrädern zur Arbeit fahren, manche transportieren Rucksäcke oder irgendwelche anderen Gegenstände. Rekord ist eine rund fünf Meter lange Metallstange (hoffentlich kein Eisen, sondern Alu), die einer auf der Schulter balanciert, eine Hand am Lenker. Überraschenderweise kommen uns viele Fahrräder am rechten Straßenrand entgegen und es scheint sonst niemanden zu wundern. Wir sehen auch drei Ochsenkarren hintereinander. Frank hatte uns bei zwei Gelegenheiten solche Karren gezeigt und erklärt, dass dieses klassische Transportmittel zunehmend aus dem Leben der Costaricaner verschwindet.

Daniela ist als Beifahrerin zuständig für die Bedienung der Lüftungs- und Klimaanlage, was in der ersten Fahrstunde eine echte Herausforderung darstellt, denn die Scheiben laufen konsequent an und lassen sich erst durch einen ausgeklügelten Mix aus Wärme und Wind frei bekommen. Weiter programmiert sie das Nüvi-Navi und sorgt, da der Fahrer sich die Abschaltung der nervenden amerikanischen Ansagerin ausgebeten hat, als deutsche Synchronstimme für die nötigen Informationen. Leider funktioniert die zeitliche Synchronisierung mit den Aktivitäten des Fahrers nicht immer, so dass mehrfach gewendet, oder – um es mit Nüvis Worten zu sagen – ein „U-Turn“ eingelegt werden muss.


Zweimal Vulkan und zurück

Erinnerungen

an Costa Rica

Bilder und Reisebericht

mehr ...