Landeskunde aus dem fahrenden Bus

Da sich die Ankunft in Costa Rica verzögert hat, ist es bei unserer Abfahrt vom Flughafen bereits dunkel, was uns zwei Dinge lehrt. Zum Einen dienen Abflug- und Ankunftszeiten bei Fluggesellschaften nur einer sehr groben Orientierung und mit unserer Fluggesellschaft Iberia haben wir nach den Erkenntnissen der reiseerfahrenen Gruppenmitglieder ein besonders flexibles Unternehmen erwischt, wie sich auch bei der Rückreise erweisen sollte. Zweitens wird es in Costa Rica sehr pünktlich dunkel und die Sonne versinkt das ganze Jahr über gegen sechs im Meer. Damit unterscheidet sie sich deutlich von der Sonne in Europa und in Sachen Pünktlichkeit noch viel mehr von Fluggesellschaften.


Wir fahren nur ein paar Kilometer vom Flughafen bis zum ersten Hotel Buena Vista und müssen durch Alajuela, eine Stadt, die einer von sieben Regionen Costa Ricas ihren Namen gegeben hat. Interessant, dass vier der Hauptstädte dieser Regionen, nämlich San José, Alajuela, Cartargo und Heredia nur wenige Kilometer voneinander entfernt im Valle central, dem auf über 1.000 Meter gelegenen Zentraltal Costa Ricas, liegen und ihnen gleichzeitig ihren Namen gegeben haben. Die drei anderen Regionen liegen an den Küsten. Limón auf der karibischen Seite, Puntarenas im Süden und Guanacaste im Nordwesten am Pazifik. Dort sollte im Übrigen unser Reiseprogramm am zweiten Tag beginnen.

In Alajuela fällt sofort die für unsere Augen ungewohnte Architektur auf. Keine zwei Häuser sehen gleich aus, womit mir schlagartig klar wird, woher die Architekten in Deutschland ihre kreativen Anregungen nehmen und in Neubaugebiete eine Fehlleistung neben die andere setzen. Viele Häuser sehen dringend sanierungsbedürftig aus, aber das mag ein falscher Eindruck sein, der von der verwitterten Farbe an den Wänden herrührt. Augenfällig sind die Wellblächdächer, Ziegel gibt es nur sehr selten.

Was die Häuser in Alajuela eint, ist die heftige Vergitterung. Denn jedes Haus ist an der Grundstücksgrenze, oft auch an den Fenstern mit undurchdringlichen Stahlkonstruktionen abgesichert, oft ist der Barriere mit Stacheldrahtrollen noch die Dornenkrone aufgesetzt. Es kann sich also nur um militärisches Gelände handeln oder um mit viel Reichtum angefüllte Anwesen. Beides ist nicht zutreffend, wie uns Frank aufklärt. Militär gibt es seit Jahrzehnten nicht mehr und als Entwicklungsland verfügt Costa Rica nicht über große Reichtümer. Der Name, den die Spanier bei ihrem Einfall dem Land vor 500 Jahren gegeben haben, „reiche Küste“, ist insofern sehr irreführend. In den Ballungsräumen gibt es aber immer wieder Einbrüche und die Anwohner schützen ihr Hab und Gut mit den Gittern. Frank versäumt es aber nicht, darauf hinzuweisen, dass wir uns jetzt nicht auf gefängnisartige Zustände und permanente Risiken einstellen müssen. „Costa Rica ist ein sicheres Land“, versichert er und sollte damit, was die Erfahrungen unserer Reisegruppe betrifft, völlig Recht behalten. Und je weiter man auf’s Land kommt, desto weniger bleibt vom ersten Eindruck übrig.

Unsere erste landeskundliche Unterrichtsstunde haben wir schon am ersten Abend hinter uns und es sollten noch viele folgen.


Verwitterung und Vergitterung kennzeichnen die Architektur

Erinnerungen

an Costa Rica

Bilder und Reisebericht

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