Schwimmen im Nationalpark

Der letzte offizielle Programmpunkt, den Reiseleiter Frank organisiert, ist eine Wanderung in den Nationalpark Manuel Antonio, der auf einer zu fast dreihundert Grad vom Meer umschlossenen Landzunge liegt. Aus der Luft sieht die Halbinsel aus wie ein Baum. Der Stamm ist die Verbindung zum Festland und an der schmalsten Stelle weniger als einhundert Meter breit. Zu beiden Seiten liegen wunderschöne Sandstrände, die zum Baden auffordern. Klugerweise haben wir unsere Badesachen dabei. Zuerst müssen wir über zwei Kilometer hingehen und beobachten unterwegs ein Faultier, ein Agouti (auch Aguti genannt) und ein paar Kapuzineraffen und Waschbären. Besonders eindrucksvoll sind die Faultiere, von denen wir während der Reise nur wenige sehen, aber die glücklicherweise alle auch ein wenig Aktivität zeigen und nicht einfach nur rumhängen. Das Zeitlupentempo, in dem sie sich, durchaus sehr elegant, bewegen, lässt uns anhaltend den Kopf nach oben wenden – bis der Nacken weh tut und man erdnähere Akteure sucht. Am Wegesrand sitzt in aller Gemütsruhe ein Falke, der sich an den Wanderern nicht stört. Die erhofften Totenkopfäffchen, die kleinste Affenart, sehen wir leider nicht.

Wir überqueren den Strand auf der südlichen Seite und nehmen den schmalen Rundweg durch den Wald auf der Halbinsel. Es ist matschig und geht auf und ab um die Dreiviertelinsel. Obwohl der Inseldurchmesser kaum einen halben Kilometer beträgt, sehen wir nur an wenigen Stellen zwischen den Bäumen das Meer, dann aber sehr malerisch. Leider beobachten wir diesmal überhaupt keine Tiere.

Nach der Wanderung klinkt sich Frank aus und überlässt uns den Rest des Tages mit Schwimmen im Meer und Müßiggang am Strand. Das Wetter ist phantastisch, das Wasser wunderbar warm, aber recht trüb. Der Strand besteht aus herrlichem Quarzsand. Nach einem ersten kleinen Schwimmgang gibt es einen Imbiss, ehe sich die meisten ein schattiges Plätzchen zum Dösen oder Lesen suchen. Mich lockt das Wasser zu einer weiteren Schwimmrunde. Es macht einfach zu viel Spaß, die Tragkraft des Wassers zu genießen, die einen ohne besondere Anstrengung auch längere Strecken überwinden lässt. Die Wellen sind in der geschützten Bucht erträglich und vielleicht einen halben Meter hoch. Die ideale Wassertemperatur tut ein Übriges und ich bin rasch einen halben Kilometer geschwommen.

Gleich da vorne links geht es um die Halbinsel herum und ich schwimme noch ein Stück weiter. Wenn ich mich umdrehe, sehe ich den Strand nicht mehr. Muss die Erdkrümmung sein. Soll ich einen Versuch starten, da drüben den Felsstrand zu erreichen? Inzwischen sind die Wellen deutlich höher, weil ich die Bucht verlasse. Es scheint außerdem, als hätte die Flut eingesetzt. Na gut, ich riskiere es und schwimme direkt auf einen Stein zu, der gerade noch aus dem Wasser ragt. Dass das keine gute Idee ist, merke ich recht schnell, denn knapp zehn Meter vom Ufer entfernt falle ich in ein Wellental und auf einen Fels, der darunter zum Vorschein kommt. Ich greife nach dem Stein, um mich festzuhalten und werde vom nächsten Brecher darüber geworfen. Das verschafft mir eine etwa zehn Zentimeter lange Schramme, von der ich, ohne hinzusehen, weiß, dass sie blutet. Also Verstand einschalten und rasch zurück in offenes Gewässer schwimmen. Wochen später, als ich Freunden von meiner noch immer sichtbaren Erinnerung an Costa Rica erzähle, fragt einer „Gibt es dort keine Haie?“ im Gedenken an deren legendäres Gespür für frisches Blut. Zum Glück ist mir der Gedanke nicht auf dem Rückweg gekommen, denn sonst hätte sie womöglich weniger Spaß gemacht.

Eine zweite Erinnerung an den Badestrand ist ein kräftiger Sonnenbrand, der doch arg über das trübe Wetter der letzten zwei Wochen hinwegtäuscht. Was einen Badeurlaub in Manuel Antonio deutlich von einem Strandbesuch am Mittelmeer oder an der Ostsee unterscheidet, ist der Besuch, der sich dort im Laufe von zwei, drei Stunden einstellt. In der Luft segeln Scharen von Geiern, Fregattvögeln und Pelikanen, am Boden scharren Waschbären, Leguane liegen in warmen Sand gleich neben den Sonne suchenden Urlaubern. Und in der Kopfregion klettern Kapuzineraffen, wenn sie nicht gerade in Mülleimern, Tüten und Rucksäcken nach Essbarem suchen. Frank hat uns gewarnt, auf die Rucksäcke aufzupassen. Selbst verschlossene Reißverschlüsse halten die klugen Tiere nicht auf und tatsächlich beobachten einige von uns, wie sie sich an unbeaufsichtigten Gepäckstücken zu schaffen machen. Eine schöne Szene beobachten wir auf dem Heimweg, als wir an einer Dreiergruppe vorbeikommen, die sich gegenseitig das Fell pflegt. Die entspannten Gesichter der Affen, während andere nach Parasiten suchen, lassen einen selber zur Ruhe kommen.


Sonnenbrand wie nach drei Wochen Sommerurlaub

Erinnerungen

an Costa Rica

Bilder und Reisebericht

mehr ...