Dem Quetzal auf der Spur

Die Wanderer des Vortags sind mit der Sichtung eines Quetzal für ihren nassen Marsch belohnt worden, fanden sie doch eines dieser spektakulären Tiere auf einem Baum hoch über der Straße. Um näher heranzukommen, mussten sie sich aber einen matschigen Pfad hinauf quälen und hatten sich ihre Beobachtung redlich verdient. Nur einer von 300 Quetzals im Tal lässt natürlich unseren Reiseleiter nicht ruhen und er bietet einen morgendlichen Streifzug noch vor dem Frühstück an, um vielleicht mehr Glück zu haben. Um sechs Uhr steht eine große Wandergruppe bereit, ihr Glück zu versuchen. Wir durchqueren die Parkanlage auf den schmalen Wegen, die zu den einzelnen Hütten führen und lassen die Blicke kreisen.
Als einige schon ihre Fotoobjektive auf die Blüten des Gartens richten, fliegt ein Vogel durch das Gelände, den Frank zielsicher als Quetzalweibchen identifiziert. Doch keine Spur von der Farbenpracht und dem stolzen Federkleid, das ich auf Fotos gesehen habe. Denn anders als bei den menschlichen Weibchen, die oft in den schillerndsten Farben und Aufmachungen auftreten, sind es in der Vogelwelt oft die Männer, die sich herausputzen. Dieses Weibchen ist jedenfalls in der rückseitigen Ansicht eher farblos. In der Körpergröße einer Taube ähnelnd, fällt es erst auf, wenn es das Brustgefieder mit einer knallroten Färbung präsentiert.

Leider benimmt sich das Tier angesichts der Herde fotografierender Verfolger ziemlich scheu und fliegt immer davon, wenn man gerade in eine schussgerechte Entfernung gekommen ist. Und zeigt uns abweisend fast nur den farblosen Rücken. Kein Vergleich mit den Tukanen, die ihre Reize ausdauernd und stolz zeigen. Göttervogel hin oder her, Tukane sind mir sympathischer. Ein Männchen, das sich bestimmt viel fotogener verhalten würde, finden wir nicht.

Wir bleiben in Savegre nur für eine Nacht und nach dem Frühstück wandert die Hälfte von uns dem Bus eine Dreiviertelstunde voraus, um unterwegs unser Glück zu suchen. Wir kommen gut zwei Kilometer weit auf der erfolglosen Suche nach einem Quetzal, aber wenigstens tun wir etwas gegen das schlechte Gewissen, gestern Nachmittag die Wanderung verweigert zu haben. Gerade, als der Bus uns erreicht, sind wir an der Stelle, wo die anderen gestern Glück hatten. Und tatsächlich findet sich der Quetzal wieder dort oben am Hang auf dem gleichen Baum. Wenigstens ortstreu scheinen die undankbaren Biester zu sein. Den Aufstieg auf durchweichtem Pfad macht aber keiner. Es regnet und es besteht keine Garantie, ordentlich zum Schuss zu kommen. Noch nicht einmal Marion und Rolf, die sonst keine Gelegenheit auf ein gutes Motiv auslassen, sind mir gute Vorbilder. Also fahren wir los und gucken immer mal links und rechts in die Bäume. Aber nichts.

Den höchsten Punkt der Panamericana, den wir gestern noch verpasst hatten, erreichen wir nach wenigen Kilometern und meine GPS-Uhr ermittelt eine Höhe von 3.365 m über dem Meer, nahe des Cerro División. Danach geht es wieder hinunter nach San Isidro, das zwar 200 km von San José entfernt ist, aber gerade noch die südliche Grenze des Bundeslandes bildet. Weiter geht es vorbei an einem Flugzeugwrack, das irgendwo im Niemandsland neben der Straße steht, Richtung Küste, die nach einer zwischenzeitlichen Steigung endlich am Horizont erscheint. Genau da, wo es auf der Küstenstraße rechts zu unserem Reiseabschluss Manuel Antonio und links zu unserem heutigen Etappenziel geht, steht an der Kreuzung ein Obstverkäufer, der belagert ist von Kapuzineräffchen und einer Bande Nasenbären, die direkt an der Straße auf einen Happen lauern und die Leute anbetteln, die nichts weiter im Sinn haben als ein schönes Foto. Leider geht das bei mir nicht so gut, denn nach dem feucht-kühlen Klima in den Bergen beschlagen meine Objektive hier unten in der feucht-warmen Meereszone sehr heftig und ich muss ständig Feuchtigkeit von der Linse reiben. Aber es kommen noch ein paar wenige brauchbare Aufnahmen zustande.

Auf dem Weg über die Küstenstraße Richtung Panama passieren wir wie an vielen anderen Stellen im Land eine Reihe von Straßenschäden, die das Unwetter vor vier Wochen hinterlassen hat. Es wird eifrig ausgebessert, aber die Schäden sind noch gut zu erkennen. Unterwegs beginnt es schon wieder schlagartig ganz heftig zu regnen. Das Wetter begleitet uns noch bis zur Unterkunft im pazifischen Regenwald, dem letzten Primärwald an Costa Ricas Westküste.


Göttervögel am Rio Savegre

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