Durch das Herz Costa Ricas

Ich werde früh wach und beschließe, mich nicht auf die andere Seite zu drehen, sondern aufzustehen, um mir das Hotelgelände anzusehen. La Quinta bietet seinen Gästen einiges, wie gestern Abend schon zu erkennen war. Direkt bei der Rezeption hat man einigen Vögeln und einem Eichhörnchen Futter ausgelegt, denen man beim Frühstücken zusehen kann. Gleich neben dem Restaurant ist der Swimmingpool, ein paar Meter weiter der Fluss, den man ebenfalls zum Baden benutzen kann, wenn man es etwas urwüchsiger mag. Schade, dass wir für die Freizeitangebote keine Zeit haben.

Hinter dem Hotel befindet sich ein Schmetterlingszelt, wo man insbesondere die Morphos endlich in Ruhe beobachten kann. Einige sitzen ruhig da, mit ausgebreiteten Flügeln, um die Morgensonne zu tanken, die schräg hereinfällt. Da sie nicht weit wegfliegen können, kriege ich sie endlich vor die Linse.

Nach dem Frühstück geht es in südlicher Richtung über die Hauptstadt zum Orosi-Tal, unserer nächsten Station. Wir fahren auf die Nationalstraße 32, die die Atlantikküste mit dem zentralen Hochland verbindet. Sie ist die entscheidende Ost-West-Verbindung des Landes, wie man an dem schlagartig zunehmenden Verkehr bemerken kann. Praktisch alle Exportgüter des Landes nehmen diesen Weg.

Die Mittagszeit verbringen wir mit einer Besichtigung der Hauptstadt, die wie alle costaricanischen Städte ein schachbrettartiges Straßenmuster aufweist. Die Straßen, die in Ost-West-Richtung verlaufen, heißen Avenida, die in Nord-Süd-Richtung Calle. Und sie sind durchnummeriert, so dass man sich mit einer Straßenkarte in der Hand kaum verlaufen kann. Man sollte allerdings beachten, dass die Avenidas südlich des Zentrums gerade Nummern aufweisen, die ungeraden befinden sich nördlich. Wir wandern auf der Avenida 1, die etwas mondäner Avenida Central heißt, los und erreichen den Mercado Central, die Markthallen, die uns Frank empfohlen hat. In einer großen Halle befinden sich viele kleine Läden, insbesondere werden Speisen angeboten. Die Durchgänge sind eng und es herrscht Betrieb, weil gerade Mittagszeit ist und die Berufstätigen der Stadt hierher zum Essen kommen.

Die Enge der Markthalle ist nicht so sehr meine Welt und ich weiche zusammen mit Peter in das Hauptpostgebäude aus, wo sich ein nettes Café befindet, in dem man aus einer riesigen Palette von Kaffeesorten auswählen kann. Danach schlendern wir weiter durch die Straßen und beobachten das bunte Treiben. Auf der Plaza de la Cultura stehen viele voll besetzte Bänke, auf denen die Hauptstädter und die Besucher ein wenig abschalten. Die Kinder haben ihren Spaß mit Tausenden von Tauben, die sie je nach Temperament füttern oder jagen. Andere lassen sich von Straßenkünstlern bunte Schmetterlinge ins Gesicht malen.

Bevor wir in die Hauptstadt eingerollt sind, hat uns Frank gebeten, nicht allein herum zu laufen und auf unsere Sachen aufzupassen. „Costa Rica ist ein sicheres Land, sonst würde ich euch nicht dort hinführen“, beteuert er, aber etwas Vorsicht kann ja nicht schaden. Die Polizeipräsenz in der Innenstadt ist auffällig, denn von Beobachtungsplattformen an allen markanten Kreuzungen schauen Beamte auf das Treiben in den Straßen herunter. Es ist Vorweihnachtszeit und da wird ein bisschen mehr aufgepasst als sonst, dass nichts passiert. Nun, es ist nichts passiert und ich hatte nicht das Gefühl, dass man hier riskanter lebt als in irgendeiner anderen Hauptstadt. Was San José und andere Städte jedoch hervorhebt, ist die Bevölkerungsdichte. Während in anderen Großstädten rund um den Globus – na ja, sehen wir mal von den Heringsbüchsen Monaco und Macao ab – weniger als 4.000 Einwohner pro Quadratkilometer leben, sind es hier 7.500. Übrigens verdichtet sich mein Eindruck immer mehr, dass Costa Rica nicht wie Deutschland vom Aussterben bedroht ist, denn überall sind sehr viele Frauen mit Kindern zu sehen.

Wir fahren nach Cartago, der früheren Hauptstadt Costa Ricas, die zwanzig Kilometer und eine Stunde dichten Verkehrs weiter östlich liegt. Es ist die erste feste Siedlung der Spanier in Costa Rica. Wir sehen uns den Dom Basílica de Nuestra Señora de Los Ángeles an und hören die Geschichte von der Quelle, der jungen Frau und dem gefundenen Baby. Die Details mögen die eher frömmlerisch angehauchten Expeditionsteilnehmer beisteuern, man kann sich nicht alles merken – vor allem, wenn einen gerade ein ganz irdisches Bedürfnis zu noch stilleren Örtchen als Kirchen drängt.

Weiter geht es nach Südosten, zum Hotel Sanchiri über dem Orosi-Tal. Die Anlage steht über einem steilen Hang und man hat von den Zimmern und der Speiseterrasse aus eine famose Aussicht ins Tal. Einen schönen Blick auf „Sanchiri“ hat man auch aus dem Weltraum, denn die Satellitenaufnahmen bei Google zeigen in sehr guter Qualität den weißen Schriftzug, der in den Hang unterhalb der Anlage eingearbeitet ist. Eher unschön ist der laute Verkehrslärm von der Straße, die sich unterhalb ins Tal schlängelt. Sanchiri hat sehr geräumige Zimmer. Für Leute, die sich abends an den Computer setzen müssen, um ihre Fotoausbeute zu übertragen, fehlt es allerdings an Stühlen. Ausnahmsweise gibt es Fenster mit Glas, auch das Restaurant schirmt sich mit Plastikfolie gegen die Außenwelt ab, denn es kann in den Bergen abends durchaus kühl werden. Dafür kann der Insektenschutz im Koffer bleiben.


In den Hauptstädten San José und Cartago

Erinnerungen

an Costa Rica

Bilder und Reisebericht

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