Frosch- und Schlangenjagd im Feuchtwald


Wer auf Tierbeobachtungen aus ist, sollte in der Laguna del Lagarto früh aufstehen. Kurz nach Sonnenaufgang haben Frank und Adolpho Bananen rausgehängt und viele Vögel angelockt, vor allem Tukane. Direkt von der Terrasse aus können sie fotografiert werden. Tukane sind beeindruckende Vögel, die mit ihrer Größe und ihren Farben auf sich aufmerksam machen. Der mächtige Schnabel erlaubt aufgrund seiner Musterung die Unterscheidung der drei in Costa Rica vorkommenden Arten. Der imposanteste unter diesen Spechtvögeln ist der Fischertukan, der wegen seiner Schnabelmusterung auch Regenbogentukan genannt wird. Mit gelben und braunen diagonal separierten Farbflächen zeigt sich der Swainson- oder Braunrückentukan. Kleiner, aber mit seinem gezackten Farbmuster auf dem Schnabel auch sehr attraktiv kommt der Halsbandarassari daher. Leider ist er ein sehr unruhiger Geselle, der kaum lange genug still hält, um ordentlich fotografiert zu werden. Da hat das costaricanische Fremdenverkehrsamt noch ein bisschen Arbeit, bis der kleine Unruhestifter an die Würde seiner größeren Verwandten heranreicht.

Nach dem Frühstück geht es zu einer Wanderung mit Gummistiefeln und Stock, die vom Hotel zur Verfügung gestellt werden, in den Wald bei etwa 110-prozentiger Luftfeuchtigkeit (von wegen, dass das nicht möglich ist. Wer anderer Meinung ist, soll mal zur Laguna del Lagarto fahren). Ich war im Vorfeld der Meinung, es ginge auf Schlangen und wir müssten uns mit den Stiefeln und Stock gegen sie schützen. Es stellt sich heraus, dass die Stiefel gegen den Schlamm sind und der Stock zum Abstützen an rutschigen Passagen. Wir suchen Frösche, das rote Erdbeerfröschchen und den schwarz-grünen Goldbaumsteiger. Beide sondern über ihre Haut giftige Substanzen ab, die sie aufnehmen, weil sie giftige Ameisen fressen. Wir entdecken nach und nach über 30 rote und vier grüne Frösche, die nur wenige Zentimeter groß werden. Das entspricht ungefähr der statistischen Erwartung. Karin entdeckt außerdem eine seltsame Struktur auf einem Ast, an der fast die ganze Wandererschar vorbeimarschiert ist, und Marion identifiziert sie als zusammengerollte Schlange. Frank kehrt zurück und erkennt in ihr eine Giftschlange. Das hindert einige Wagemutige nicht, bis auf wenige Zentimeter an sie heranzugehen und Fotos zu machen. Sie quittiert es mit einem Züngeln. Ich habe zum Glück das Teleobjektiv aufgespannt, das mir ein Porträt aus sicherer Entfernung ermöglicht.

Thomas ist von der Begegnung begeistert. Er ist besonders an Schlangen und Spinnen interessiert und hat mich vorgewarnt, dass man in diesem Teil Costa Ricas möglichst nicht unter niedrig hängenden Ästen stehen bleiben oder Baumstämme und andere Pflanzen anfassen sollte. Am liebsten wäre ihm wahrscheinlich die Begegnung mit einer Buschmeister gewesen. Sie ist die größte Giftschlange und kann drei Meter lang werden. Zum Glück registriert sie herannahendes Großwild, zu dem sie insbesondere Menschen zählt, frühzeitig und macht sich aus dem Staub, so dass die Begegnung ausgesprochen unwahrscheinlich ist.

Zu der extremen Schwüle kommt mitten in der Wanderung noch ein kräftiger Regenguss, so dass es mir ganz recht ist, dass wir bald wieder aus dem Dschungel herauskommen. Sogar die Blattschneiderameisen haben das umfangreiche Ergebnis ihrer Arbeit liegen lassen und sich aus dem Staub gemacht. Sich aus dem Staub machen – das Sprichwort kann nicht im mittelamerikanischen Regenwald geprägt worden sein, hier sollte es wohl eher heißen „aus dem Schlamm gemacht“. Jedenfalls werden die Ameisen wiederkommen und die Blätter abholen.

Zwei grüne Aras fliegen über unseren Köpfen weg und setzen sich in den höchsten Baum, den sie finden können. Beobachten hat da nicht viel Sinn und wir beenden unsere Wanderung, um erst einmal trockene Kleidung anzuziehen.


Mit Gummistiefeln und Stock in den Dschungel

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