Die Laguna del Lagarto Lodge

Das Hotel erreichen wir nach zwei Stunden Fahrt, biegen nach rechts durch die Toreinfahrt ein, wo wir oben am Hang schon das Restaurant sehen können. Es liegt sehr malerisch in einer gepflegten Parkanlage, die am unteren Ende von zwei Teichen begrenzt wird, dir wir mit dem Bus passieren. Wir lernen bei der Ankunft Adolpho kennen, der früher Koch des Hotels war und inzwischen zum Geschäftsführer aufgestiegen ist. Adolphos ganz besondere Eigenschaft ist ein offenes und intensives Lächeln, das so wirkt, als komme es von ganz innen. Er hat eine mitreißende Art, der sich niemand entziehen kann und begrüßt uns herzlich in seiner Lodge.

Die Zimmer liegen in einem zweistöckigen Gebäude mit Balkon. Sie halten in Größe und Ausstattung nicht mit den bisherigen Unterkünften mit, verströmen aber einen eigentümlichen Charme, den ich auf die unwirkliche Umgebung inmitten des Regenwaldes zurückführe. Da wir uns im karibischen Teil des Landes befinden, ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch, entsprechend auch das Insektenrisiko, wie uns die Fliegengitter an den Fenster verdeutlichen. Es lohnt sich, die Zimmertür stets geschlossen zu halten. Lüften kann man ohnehin nicht, denn die Luft steht drinnen wie draußen. Worauf ich ohne besondere Schwierigkeiten hätte verzichten können, sind ein paar Hundert- oder Tausendfüßler, die sich in Zimmer und Bad aufhalten. Es wird nicht abschließend geklärt, ob der Unterschied zwischen Hundert- und Tausendfüßlern tatsächlich darin besteht, dass letztere an jedem Körperglied links und rechts ein Bein haben und erstere nicht. Nachgeschaut hat niemand. Wir sind spektakulärerem Getier auf der Spur.

Nach dem Abendessen ruft uns Frank zusammen und bittet darum, Kamera und Taschenlampe zu holen. Adolpho führt uns die Einfahrt zu den Teichen hinunter, durch die wir nachmittags angekommen sind. Er hat eine Plastiktüte in der Hand, mit der er heftig raschelt, um die Fauna des Teiches aufmerksam zu machen. Und tatsächlich kommt auch recht bald ein Kaiman aus dem Wasser, den Adolpho mit „Kleine Dicke“ begrüßt. Das Tier liegt keine zwei Meter von uns entfernt auf dem Weg und interessiert sich nicht besonders für uns, weil Adolpho es mit einem Stückchen Hühnerfleisch ablenkt, das es mit gutem Appetit frisst. Auf der anderen Seite des Weges wiederholt sich die Prozedur mit „Mama Hässlich“, ehe wir ein Stück um den Teich herumgehen, wo „Mein Huhn“ – zumindest haben das einige von uns so verstanden – auf seinen Happen wartet. Der dritte Kaiman ist der Größte und etwa anderthalb Meter lang. Einige Wagemutige greifen nach dem Schwanz des Tiers, das davon aber kaum Notiz nimmt und sich nach einer Weile trollt.

Wir gehen wieder zurück auf den Hügel, wo wir Adolpho in einem kleinen Verschlag mit der Taschenlampe herumsuchen sehen. Er verbirgt dort einen rotäugigen Baumfrosch, der mit seinem leuchtend grünen Rücken, seinen gelben Füßen und feurig-roten Glupschaugen zu den absoluten Hinguckern in Costa Ricas Tierwelt zählt. Aus dem Reiseführer weiß ich bereits, dass dieser Frosch, der in keinem Reiseführer und auf keinem Prospekt fehlen darf, in freier Natur immer weniger zu entdecken ist. Und wie es scheint, ist er auch in seinem Stall nicht zu entdecken, denn Adolpho wird nicht fündig und gibt schon beinahe die Suche auf, als er seinen Untermieter doch noch findet.

Adolpho setzt den Frosch auf einen Finger, der schnell von Schaulustigen umringt ist. Und das putzige Tierchen will den Menschen auch etwas bieten und hüpft mit einem plötzlichen, weiten Satz in die Runde. Auf Monikas Bluse wird er wieder entdeckt. Adolpho nimmt ihn behutsam wieder auf den Finger, den er mit einer weiteren Sprungeinlage Richtung Thomas’ Schulter wieder verlässt. Im Lichtkegel einer Taschenlampe können wir ihn gut beobachten und ablichten.


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