Verregnetes Picknick am Wasserfall

Zurück am Eingang des Nationalparks geht es gleich weiter zur zweiten Halbetappe des Tages, die uns zum Wasserfall La Cangreja an der Westflanke des Vulkanmassivs führt. Der Weg ist sehr anspruchsvoll und vor allem gegen Ende, als es über grobe Steine steil bergab geht, bin ich dankbar, dass meine Beinlänge etwas über der eines durchschnittlichen Wanderers liegt.

Unterwegs entdecken wir im Unterholz ein Aguti, ein hellbraun befelltes Etwas, das stark an ein Kaninchen erinnert. Danielas Reiseführer erklärt dazu später, dass man das Tier aufgrund seiner Fellfärbung auch Goldhase nennt. Es lässt sich recht bereitwillig fotografieren, bleibt aber doch im schützenden Unterholz. Ganz anders das Rudel Nasenbären, das plötzlich im Wald aufgetaucht ist und sich ungerührt immer näher an die Meute fotografierender Pauschaltouristen heranschnüffelt. Erstaunlich, wie zielsicher die Tiere Essbares aus dem Boden scharren. Wir erkennen, dass sie es vor allem auf Würmer angesehen haben.

Auf unserer heutigen Wanderung entdecken wir auch ein paar große Schmetterlinge, deren Rücken in einem schillernden metallicblau strahlt. Es handelt sich um Morphos, die in Costa Rica häufig zu beobachten sind. Sie gehören zu den Augenfaltern, zu denen wir in Deutschland ja auch etwas beizusteuern haben, wenn auch nicht so gigantisch und so farbintensiv. Dass es sich bei Morphos um Augenfalter handelt, bemerkt man aber erst, wenn sie die Flügel zusammenfalten und dann plötzlich eher unauffällige Graubrauntöne mit augenförmigen Tupfern, Augen eben, präsentieren. Ich brauche eine Weile, bis ich begreife, dass es sich dabei um ein und dieselbe Art handelt.

Obwohl der Weg zwischendurch auch einige gut begehbare Passagen aufweist, in denen der Blick auch mal durch die Landschaft schweifen kann, sind die meisten froh, als wir nach einer Stunde beim Wasserfall ankommen. Er liegt, wie sich das für einen anständigen Wasserfall gehört, am Ende eines engen Tals, wo ein Felshang dem Weg eine natürliche Grenze setzt. Das Wasser stürzt aus vielleicht dreißig Metern durch einen engen Spalt in einen Topf von zwanzig Metern Durchmesser, den es im Laufe der Zeit ausgewaschen hat. Hier wollen wir rasten und jeder sucht sich ein geeignetes Plätzchen auf einem Felsen am Rand des Wassers.

Einige von uns steigen zum Baden in das Becken. Es hat eine angenehme Temperatur für Wanderer, die gerade fünf Kilometer Regenwald hinter sich haben. Leider sind die heftigen Spritzer vom Wasserfall nicht sehr angenehm für Kontaktlinsenträger. Mit Schwimmbrille wäre der Erlebniswert beim Baden im Wasserfall mit Sicherheit viel größer gewesen. Man kann hinter dem Wasserfall vorbeigehen und auf der anderen Seite, direkt neben einer Austrittsstelle für vulkanerhitztes Wasser, wieder hinein steigen. Frank entdeckt einen toten Leguan, der offenbar von dem Felsen über unseren Köpfen abgestürzt ist. Lange kann es nicht her gewesen sein, denn er weist noch keine Verwesungsspuren auf. Den staunenden Nicht-Schwimmern in der Gruppe auf der anderen Seite des Beckens kann ich den Leguan deshalb noch präsentieren.

Nach dem Badegang ist eigentlich Picknick angesagt, aber es hat mal wieder zu regnen begonnen, was die Begeisterung in unserer Gruppe deutlich trübt. Als ich aus dem Wasser steige, haben die meisten schon ihre Siebensachen gepackt und machen sich auf den Rückweg. Also wähle ich den kürzesten Weg zu Handtuch und Kleidern über einen Felsen, den ich mit einem Klimmzug überwinden will. Ein paar Meter Umweg wären sicher sinnvoller gewesen, denn ich rutsche mit dem Fuß und danach mit einer Hand ab und falle sehr unsanft auf den verlängerten Rücken. Zum Glück ist nichts gebrochen und ich komme mit einer heftigen Muskelprellung davon. Derartige Verletzungen machen einem ja bekanntermaßen erst Stunden später richtig zu schaffen, wenn das Adrenalin abgebaut ist. Die nächste Nacht wird wahrscheinlich eine besondere Erinnerung an den Urlaub – der aber immerhin weitergehen kann – erzeugen.


Agutis und Nasenbären am Wegesrand

Erinnerungen

an Costa Rica

Bilder und Reisebericht

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