Axel Leibrock: Der Ideen-Geber für Kirkel

Nicht über die Köpfe der Jugendlichen hinweg ...

…sagt Wolfram Wagner, erfahrener Jugendarbeiter und Gemeindediakon der Evangelischen Kirche im Interview mit dem Ideengeber für Kirkel.

Frage: Ganztagsschulen, G8, Elternarbeit. Hat dies Auswirkungen auf die Freizeit von Jugendlichen?
Wagner: Ganz klar Ja. Die jungen Menschen haben weniger Freizeit. Verbindliches Engagement ist out. Die Zahl der Jugendlichen geht zurück. Der Kuchen für die Vereine wird kleiner.

Frage: Reicht das Freizeitangebot aus?
Wagner: In der Quantität ja. Da haben die Jugendpfleger der Gemeinde Lücken geschlossen. Die Probleme der öffentlichen Treffs sind Schließungszeiten, Ärger mit Nachbarn, etc.

Frage: Wo gibt es Handlungsbedarf?
Wagner: Ich sehe Kinder, die nicht mehr so behütet aufwachsen wie früher. Sie leben nachmittags auf der Straße. Ich vermute: kein Geld für den Hort, Interesselosigkeit, vielleicht Unreife der Eltern …

Frage: Sind die Kinder und Jugendlichen in der Dorfgemeinschaft integriert?
Wagner: Die vereinsgebundenen zweifellos. Wir sorgen uns um die nicht gebundenen. Da sind manche Kommunalpolitiker mit der Schließung von Jugendzentren schnell bei der Hand. Ich kenne Jugendliche, die tauchen im Gemeindeleben gar nicht mehr auf. Die sitzen in ihrer Freizeit stundenlang vorm Computer und verlieren einen Großteil ihrer sozialen Kontakte. Es ist schwer, an die heranzukommen.

Frage: Müssten die Träger der Jugendarbeit mehr kooperieren?
Wagner: Kooperation ist immer gut, aber nicht über die Köpfe der Jugendlichen hinweg. Die muss man fragen, was sie wollen. Wo ich auf jeden Fall Kooperationsbedarf sehe: Die kirchlichen Horte werden sich in Zukunft mit der Freiwilligen Ganztagsschule um die Nachmittagskinder streiten. Wir haben ein Interesse, unser Personal zu halten und eine qualitativ gute Hortbetreuung anzubieten. Die Schule hat ebenfalls ein Interesse. Diese unter einen Hut zu bringen, wäre eine vordringliche Aufgabe der Gemeinde.